Rossmann Prospekt – Angebote ab 01.02.2021 bis 28.02.2021 – Seite 104




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AUF SAND- UND SCHOTTERPISTEN VON AUS IN DIE TIRASBERGE Wer in Lüderitz ankommt, wird umgehend vom Charme des Städtchens vereinnahmt. In der Bismarckstraße und in den angrenzenden Vierteln präsentiert sich MM deutsch-bürgerliche Architektur der Gründerzeit, far- Ser benfroh angemalt und sorgfältig restauriert. Wer durch die meist verwaisten Straßen flaniert, der kommt sich vor wie in einem Freilichtmuseum. Der dreistöckige Bahnhof von 1914, das kaiserliche Postamt, die klein- städtische Lesehalle, die Turnhalle, Kapps Hotel, das zeitweilig als eine Art Diamantenbörse diente, das Woermann-Haus und das schmucke Goerke-Haus von 1910 zählen zu den herausragenden Spuren, die die (vergleichsweise) wenigen deutschen Einwanderer | hinterlassen haben. Man zählt rund hundert Gebäude von historischem Wert. Unter diesen gewiss auch die Li neugotische Felsenkirche, die — von fast überall sicht- m ee nn bar — auf einem Hügel oberhalb von Lüderitz thront = el N und deren Besuch sich allein schon wegen der schönen SRE Res EE EA N Buntglasfenster lohnt. Tatsache ist, dass der Umfang % der deutschen Gemeinde - der „Buchter“, wie sie sich Re nannte — über die Jahrzehnte auf letztlich weniger als ein Dutzend gesunken ist. Gleichwohl hat die Einwoh- BE nerzahl zugenommen, und mit ihr hat sich die Bevölke- wi SE rungsstruktur verändert. Vor allem nach der Unabhän- gigkeit Namibias 1990 zog es viele männliche Ovambos aus dem dichter bevölkerten Norden in den Süden. Na- türlich auf der Suche nach Arbeit und Auskommen. Sie wohnen außerhalb des malerischen Zentrums in einem Township jenseits der Dünen. Die Arbeitssuche in Lüde- ritz dürfte allerdings nur in geringem Maße von Erfolg IMMER GERADEAUS Bis zum Horizont erstreckt sich die gekrönt sein, denn die kleine Küstenstadt ringt genau B4 Richtung Lüderitz. Die Nationalstraße führt unter genommen um ihr Überleben. Ihre Lage in einem toten anderem durch das Diamantensperrgebiet Winkel setzt der wirtschaftlichen Dynamik enge Gren- zen. Der kleine Hafen, die Fischkonservenfabrik und der Tourismus bieten zwar Beschäftigung, aber das reicht bei Weitem nicht aus, um Tausenden von zugewander- ten Familien ein regelmäßiges Einkommen zu verschaf- fen. Auf fast ausgestorbenen Straßen laufe ich hinunter die Briten, der einzige Tiefwasserhafen Walfish Bay war zum Hafen, der sich im Schutz der Bucht an die Felsen gleichfalls in britischer Hand, und im Norden besaß einer Halbinsel schmiegt. In den letzten Jahren wurde Portugal seine Kolonie Angola. Mit anderen Worten: einiges unternommen, um ihm neues Leben einzuhau- Es blieb kaum noch etwas übrig, was als vermeint- chen. Erweiterte Kaianlagen, die Vertiefung der Zufahrt lich freies Land in Besitz zu nehmen war. Dass mit sowie eine Marina gehören dazu. Mit der neuen Water- diesem Flecken „kein Staat zu machen“, dass die iso- front wurde das Hafengebiet deutlich aufgewertet. lierte Lüderitzbucht für ein großes koloniales Projekt Zurück auf die B4 nach Aus. Dort verlasse ich die aus- völlig ungeeignet war, das ist vielen von Beginn an gezeichnete Asphaltstraße in Richtung der Tirasberge. klar gewesen. Doch was zählte, war das Prestige des Von jetzt an heißt es, ausschließlich auf Schotterstraßen Reiches. Also blieb man. Nur rund 13000 deutsche und sandigen Pisten unterwegs zu sein. Europäische Tou- Siedler wanderten bis zum Ende der Kolonie 1914 aus. risten, die mit diesen Gegebenheiten nicht vertraut sind, Wirtschaftlich spielte sie bloß eine untergeordnete überschätzen vielfach ihr Fahrvermögen. Die goldene Rolle. Daran änderten auch die Diamantenfunde nichts. Regel lautet: nicht über 70 Stundenkilometer! Plötzlich Nüchtern betrachtet, waren die deutschen Kolonien auftauchende Sandverwehungen können gleichfalls ein also „Zuschussbetriebe“. Problem darstellen. Zur Vorsorge gehört auch das Wissen, 104 centaur FEBRUAR 21